DAS ROTE

(Zunächst einmal: nur weil ich mal ein Wochenende weg bin ist das kein Grund für twoday.net, sich auch zu verabschieden.)

Der Rote ist ein Hausfrauenauto und auch nicht mehr die Jüngste. Ihre Schenkel sind gepflegt und weisen keine Anzeichen von Rost auf. Es muss sein bisheriges Dasein in einer Garage gefristet haben und ihm ist anzumerken, dass sie keine biografischen Höhe- oder Tiefpunkte erlebt hat. Mein Silbener hat schon einiges hinter sich: Diebstahl, Hundehaare, blinder Vandalismus (Tritte, Antennenabknickattacken), gezielte Brutalität (aufgestochene Reifen), ein Smack auf dem linken Auge, Fummelei, Knutscherei. Die Pornoqueen hat ihn gelobt:
„Der heizt aber gut!“
„Ja, hat ja auch viel mehr PS als der davor.“
„Nein. Ich meine die Heizung funktioniert gut.“

Im Roten gibt es eine Getränkeabstellmodul für Schnabeltassen und hinten keine Aschenbecher. Das Radio zeigt keine Frequenzen an, also kann ich meinen Ipod nicht einpegeln. Das Rot ist das Rot einer Sauerkirsche. Nicht Jungle Red oder New York von Chanel. Harzer Sauerkrische.

Aus dem Kofferraum des Silbernen berge ich: ein Boot, 5 Paddel, mehrere Paddelersatzteile, die erfahrungsgemäß irgendwann Sinn machen könnten, 2 Luftpumpen, Eine Tüte mit CDs, die ich verkaufen wollte und nie losgeworden bin (Sheryl Crowe anyone?), diverse Musikcassetten, noch aus dem Vorgänger des silbernen Kofferraumes. Dasselbe gilt für eine kaputte Kuchenplatte. Der schwarze Pulli, den ich so lange gesucht habe. Ein Krokodil und eine defekte rote Luftmatratze. (Oder war die noch heil, Lucky? Ich hab sie jedenfalls weggeschmissen.)

Probefahrt. Ich hör ja gar nichts. Kein Scheppern, keine sonores Brummen. Keine Flapper-Elfen mit Perlenketten in kurzen Röcken mit so Fadenkunst unten bis Kniehöhe wie Marilyn in der „Running wild“-Sequenz.

Hm.

Ich fühle mich dem Silbernen gegenüber trotzdem schändlich. Und wasche ihn eigenhändig. Er ist überrascht. Und wird misstrauisch. So sauber war er noch nie, und langsam dämmert ihm, dass seine 114 Pferde sich jetzt bald auf den Weg zum Schlachter begeben müssen. Aber er hätte seinen Auspuff wirklich besser in Schuss halten können, ganz zu schweigen von den Bremsklötzen.

Ist doch wahr, Mann.

Nein – Autos müssen fahren. Nicht schön sein, nicht teuer, nicht mal sauber. Ich habe keinerlei emotionale Bindung an so Metallkonstrukte. Kein bisschen. Das wäre ja auch total bescheuert.

11 Gedanken zu „DAS ROTE

  1. glamourdick

    REPLY:
    du weißt, dass ich deine meinung schätze, aber wenn du einen julia-film schlecht findest, könnte es durchaus sein, dass er mir gefällt. ick bin doch so ne olle schnulze mit teils unraffiniertem geschmack.

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  2. luckystrike

    es war die blaue, die ich neulich kaputtgemacht hab. aber eigentlich kann ich mich an keine rote luftmatratze erinnern, von daher ist es besser, daß du sie weggeschmissen hast, nicht daß das ein trojanisches pferd ist, eingeschmuggelt von eifersüchtigen bloggerinnen, die wir NIEMALS mit auf see nehmen würden…
    man muß ja heutzutage überall aufpassen.

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